Wo vor über 30 Jahren die Helikopter der US-Armee im Krieg über grüne Reisfelder und endlose Strände donnerten, wachsen heute Edel-Resorts und Luxus-Hotels wie Pilze aus dem Boden. Ganz friedlich und kaum beachtet. Ausgerechnet das sozialistische Vietnam setzt in Sachen Tourismus ganz auf 5-Sterne-Nobelherbergen und All-inklusive-Pakete. Alles vom Feinsten - und sogar bezahlbar.
Auf der Straße ist der gute alte „Onkel Ho“ wie die Vietnamesen ihren verstorbenen Revolutionshelden Ho Chi Minh liebevoll nennen überall präsent. Ob in der Hauptstadt Hanoi, in Hue oder Saigon - überall grüßt das Konterfei des legendären Anführers der seinerzeit so gefürchteten Viet Cong überlebensgroß von Häuserwänden und Laternenpfählen. In entlegeneren Gegenden winkt der alte Mann mit dem Spitzbart gerne auch mal von wuchtigen, roten Plakaten mit Hammer und Sichel. Mitten im Reisfeld. Zwischen Wasserbüffeln und Erntearbeitern. Besonders in diesem Jahr, da die kommunistische Partei Vietnams ihren 80. Geburtstag feiert. Doch das war es dann auch schon mit Kommunismus. Denn Vietnam ist auf dem Sprung in die Moderne. Es gibt buchstäblich alles zu kaufen. Vom riesigen Flachbild-Fernseher bis zum neuen Audi Q7. Planwirtschaft war gestern und beim Anblick des neuen Vietnam würde Onkel Ho sich vermutlich im Grabe herum drehen…
Unsere Rundreise beginnt nach zwei Nächten im quirligen, von Mopeds völlig überfüllten Hanoi, mit einer Luxuskreuzfahrt auf einer Dschunke in der legendären Halong Bucht. Hier wurde 1974 der Bond-Streifen „Der Mann mit dem goldenen Colt“ gedreht. Gemächlich gleitet die ganz aus Tropenholz gebaute MS Bhaya Classic (40 Passagiere) mit tuckerndem Motor und gesetzten roten Segeln durch eine Traum-Kulisse (UNESCO-Weltnaturerbe). Vor mehr als 11.000 Jahren versank hier ein ganzes Gebirge im Meer, so dass heute nur noch die Bergspitzen der Kalksteinfelsen aus dem Wasser ragen. Angeblich sind es 1.969. Beim Sundowner auf dem Sonnendeck erklärt Kapitän Nguyen van Giang, dass Vinh Ha Long auf Deutsch „Bucht des untergetauchten Drachens“ bedeutet. Und tatsächlich: Als das Schiff im abendlich aufkommenden Nebel auf bizarre Felsformationen zusteuert, sehen einige wirklich aus wie mystische Fabeltiere, die aus der Tiefe emporsteigen.
An den zahlreichen, kleinen Stationen herrscht dichtes Gewusel. Als einer der wenigen „Westler“ auf den Bahnsteigen überragt man die Menge, erntet für seine 1,85 Meter auch schon mal ein freundliches Kichern. Dass im Abteil drei kleine Mäuse mitreisen, nimmt man einfach in Kauf. Ebenso wie den etwas beißenden Geruch aus dem blechernen Servierwagen des Schaffners, der eine beliebte Hühnersuppe namens „Pho“ gleich selbst ausschenkt.
Mit Vietnam Airlines (supermodern, toller Service) geht es in etwa 40 Minuten in die alte Hauptstadt der ehemaligen französischen Kolonie. Die hat ihre Spuren auch in der boomenden Metropole (7,2 Millionen Einwohner) hinterlassen. Meist gelb gestrichen und stuckverbrämt finden sich die prächtigen Kolonialbauten der Jahrhundertwende zwischen Plattenbauten aus echt sozialistischen Tagen (Wiedervereinigungspalast) und Glasfassaden der neusten Generation. Sogar eine Kathedrale namens Notre Dame haben die Franzosen in die Stadt gesetzt. Wie in Hanoi versinkt Saigon in einem Meer von Mopeds. Wer hier nicht überfahren werden will, muss einfach todesmutig die Straße überqueren. Vor den großen Hotels starten meist Amerikaner in Shorts, weißen Sportsocken und Sneakers gleich gruppenweise zu den beliebten „Tunnel Rat Tours“.
Direkt vor den Toren Saigons zwängen sie sich durch alte, weit verzweigte unterirdische Stellungen des Viet Cong, die im Krieg von US-Spezialeinheiten immer wieder vergeblich ausgeräuchert wurden.
Eher lohnt ein friedlicher Besuch auf einem der zahlreichen Märkte, in den Museen oder einer Vorstellung des Wasserpuppentheaters. Das gibt es übrigens nur in Vietnam. Die Puppenspieler stehen hinter einem Vorhang bis zum Bauch in einem Wasser–Bassin, manövrieren die kunstvoll lackierten Marionetten an langen Stöcken durch das Becken. Und mutige Helden bestehen tapfere Abenteuer gegen Löwen oder feuerspeiende Drachen. Ein Musical eben - aber auf Vietnamesisch.
Das würde übrigens auch dem guten alten Onkel Ho immer noch sehr gut gefallen. Schon allein wegen des geradezu sozialistischen Eintrittspreises von gerade einmal 3 Euro...
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Infos:
Für eine Reise nach Vietnam benötigt man ein Visum der Botschaft der Sozialistischen Republik Vietnam. Man sollte mit ca. zwei Wochen Bearbeitungszeit rechnen. Kosten: 67 Euro pro Person www.vietnambotschaft.org
Beste Reisezeit: Dezember bis Mai. Von Juni bis Oktober herrscht Regenzeit, allerdings nur mit vereinzelten Schauern am Nachmittag. Generell herrscht im Norden eher gemäßigteres Klima, im Süden subtropisch warmes Wetter.
Impfungen: Hepatitis A und B sind empfohlen sowie Tetanus-Schutz. Für alle Fälle können Malaria- Tabletten mitgeführt werden.
Währung: Vietnamesischer Dong. ein Euro sind ca. 40.000 vietnamesische Dong. Man kann fast überall auch mit US-Dollar bezahlen (kleine Stückelung ist ratsam). Banken tauschen auch Euro.
Medizinische Versorgung: Der Standard in Vietnams Krankenhäusern ist generell gut.
Verhalten: Grundsätzlich gilt in Asien - Freundlichkeit und Bescheidenheit ist Trumpf. Offiziell begrüßt man sich mit zusammengefalteten Händen und leichter Verbeugung, in Vietnam ist das Händeschütteln mittlerweile überall akzeptiert. Berührungen (Umarmungen, Kopfstreicheln) sind verpönt. Private Einladungen lehnt man zunächst dankend ab (oft ist das nur eine Höflichkeitsfloskel), erst beim zweiten Anlauf sagt man zu. Sehr beliebt ist auch der Austausch von Visitenkarten.
Sicherheit: Vietnam ist ein Land mit wenig Kriminalität. In größeren Städten auf Märkten sollte man aber vor Taschendieben auf der Hut sein.
Weblinks:
Visum: www.vietnambotschaft.org
Airline: www.vietnamairlines.com
Edel-Resorts (von Nord nach Süd):
Hanoi (Stadtzentrum): www.sofitel.com
Hanoi als Reiseziel eingeben (ab 85 Euro / p.P. / Nacht).
Halong Bucht (Dschunken-Kreuzfahrt): www.bhayacruises.com
(2-tägige Kreuzfahrt ab 145 US Dollar p.P).
Da Nang (Beachfront, China Beach): www.fusionmaiadanang.com
(ab 145 US-Dollar p.P / Nacht für eine Beach-Villa inkl. Private Pool, alle Spa-Anwendungen Inklusive, Sieger Stiftung Warentest)
Nha Trang (Beachfront): www.sixsenses.com/Evason-Ana-Mandara-Nha-Trang
(ab 200 US-Dollar p.P für 3 (!) Nächte in einer Beach-Villa, inkl. 90-minütiger Yoga oder Meditations-Sitzung).
Saigon (Stadtzentrum): www.saigon.park.hyatt.com (ab 140 US-Dollar p.P / Nacht inkl. Frühstück mit Pho-Suppe)